Energie erzeugen, speichern, nutzen: Nagel-Group setzt in Bochum neue Maßstäbe
Um die kältesten Anforderungen der Lebensmittelindustrie zu erfüllen, holt man sich die Energie vom heißesten Himmelskörper. Das ist nicht paradox, sondern klimafreundlich. In Bochum unterhält die Nagel-Group die größte Dach-Photovoltaikanlage des Ruhrgebiets und nimmt 2024 einen leistungsstarken Batteriespeicher in Betrieb. Der selbst erzeugte Strom versorgt unter anderem die Kühlanlage und verschiedene E-Fahrzeuge. Auch sonst macht sich der Standort in Sachen Nachhaltigkeit stark.
„Ob Umwelt, Wirtschaft oder Soziales: Der Aspekt der Nachhaltigkeit ist für alle unsere Unternehmensentscheidungen ein wichtiges Kriterium“, sagt Carsten Taucke, CEO der Nagel-Group. „Und das heute mehr denn je.“
Wie man die steigenden Anforderungen von Kunden und Gesellschaft geradezu leidenschaftlich erfüllt, zeigt die Niederlassung Bochum. Sie hat sich in den vergangenen Jahren vom „alteingesessenen Standort“ zu einem der modernsten innerhalb der Nagel-Group entwickelt. Das Vorzeigeobjekt liegt verkehrsgünstig im Norden der Stadt unmittelbar an dem Autobahnkreuz, wo sich mit der A40 und der A43 zwei der wichtigsten Verkehrsadern des Ruhrgebietes Glückauf zurufen.
Jährliche CO2-Einsparung: 1.200 Tonnen
Deutschlands größter Lebensmittellogistiker unterhält hier eine Kühlhalle mit mehr als 55.000 Palettenstellplätzen in verschiedenen Temperaturzonen. Das ist sehr energieaufwendig. Aber die Nagel-Group befindet sich auf bestem Wege in Richtung Klimaneutralität. Auf dem Dach in Bochum erzeugen 8.000 Photovoltaikmodule pro Jahr zwei Millionen Kilowattstunden, die nahezu vollständig für den Eigenbedarf genutzt werden.
In diesem Jahr wird der Standort um eine weitere PV-Anlage mit rund 1.100 kWp und einem hochmodernen Batteriespeicher erweitert. Seine Dimensionen erinnern an drei 20-Fuß-Seefrachtcontainer. Bei der Millioneninvestition handelt es sich um eine besonders langlebige und leistungsstarke Vanadium-Redox-Flow-Batterie. Im Vergleich zu den in Autos und Smartphones verbreiteten Lithium-Ionen-Batterien kommt dieser nachhaltige Speichertyp auf eine mehr als doppelt so lange Betriebslebensdauer von über 25 Jahren. Auch sonst sind Vanadium-Redox-Flow-Batterien umweltfreundliche Energiespeicher: recyclingfähig, weder entflammbar noch explosiv. Und sie repräsentieren eine neue Technik: „Innovative und leistungsfähige Batteriesysteme sind sinnvolle Bausteine der Anlagentechnik, mit denen wir den komplexen Energiehaushalt eines Standortes für Kühllogistik nachhaltig organisieren“, sagt Silvio Weiß, Energiemanager Nagel-Group. Der Standort Bochum gehört zu den Pionieren der Branche. „Jetzt müssen wir erst einmal Erfahrungen mit diesen Speichern sammeln.“ – Das Ganze hat Zukunftsperspektiven, braucht aber Zeit.
Mit dem gespeicherten Sonnenstrom gehen Elektrofahrzeuge auf die Fahrt durchs ehemalige Kohlerevier. Bochum betreibt – wie viele andere Standorte der Nagel-Group – vollelektrische Poolfahrzeuge, die der Belegschaft für Dienstreisen zur Verfügung stehen. Emissionsfreie Fahrten zu den Kunden fördern das Geschäftsklima. Die Lebensmittelbranche sieht es gerne, wenn ihre Dienstleister das Thema Nachhaltigkeit und CO2-Fußabdruck im Großen wie im Kleinen auf der Agenda weit nach oben rücken.
Klimafreundliche Zustellung in Supermärkten und Hotels
Ein ganz besonderes Elektrofahrzeug hat Ende 2022 zu einem weiteren Nachhaltigkeitsschub geführt: Es war zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme der erste vollelektrische Lkw, der in Deutschland als Zustellfahrzeug unterwegs war. Bei dem 18-Tonner von Scania arbeiten sowohl Antrieb als auch Kühlung mit klimafreundlichem Strom. Der Lkw hat eine Reichweite von 140 Kilometern. Im größten Ballungsgebiet der Bundesrepublik langt das vollkommen, um bei der Verteilertour bis zu 20 Hotels, Supermärkte und andere Entladestationen anzufahren.
„Der typische Stop-and-go-Verkehr im Pott kommt uns zugute“, erklärt Daniel Orzall, Speditionsleiter in Bochum. Das ist kein Galgenhumor. „Staus tragen dazu bei, dass wir mit Rekuperation Strom aus Bremsenergie erzeugen.“ Ebenfalls emissionsfrei unterwegs ist Nagels E-Transporter für den technischen Service.
Respekt für die Leistung der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen
Apropos emissionsfrei. Noch fahren die meisten Lkw mit konventionellem Kraftstoff und daran wird sich bei aller Innovationsfreudigkeit in den kommenden Jahren wohl nichts ändern. Aber es macht einen Unterschied, ob der Lastwagen auf 100 Kilometer 30 oder 22 Liter Diesel verbraucht. „Wir schulen unsere Fahrer regelmäßig und belohnen eine ressourcenschonende Fahrweise“, sagt Orzall. Bei einer internen Challenge haben vier Mitarbeiter des Standortes den Sprung in die Gruppe der ökonomischsten Fahrer der gesamten Nagel-Group geschafft und wurden dafür ausgezeichnet. Dieses hervorragende Abschneiden der Bochumer liegt nach Orzalls Worten nicht zuletzt daran, „dass unser Fuhrparkbetreuer die Kollegen immer wieder anweist, vorausschauend zu fahren und so den Verbrauch zu reduzieren“.
Als Dankeschön gibt es dann schon mal einen gemütlichen Abend für alle Fahrer. Oder anders ausgedrückt: Der Begriff Nachhaltigkeit steht auch für einen fairen und wertschätzenden Umgang mit Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen.
Kältetechnik zielt auf Nachhaltigkeit ab
Zum Thema Nachhaltigkeit gehört auch die Kältetechnik. Das bisher eingesetzte Kältemittel R404A wird in den nächsten Jahren vollständig durch ein natürliches ersetzt: Ammoniak (NH3 bzw. R-717). Das Umweltbundesamt bewertet Ammoniak als „umweltfreundliches Kältemittel. Denn es besitzt kein Ozonabbaupotenzial und trägt nicht direkt zum Treibhauseffekt bei“.
Mit der neuen Kältetechnik ergibt sich ein positiver Nebeneffekt: ein um zehn Prozent geringerer Energiebedarf. Der tatsächliche Verbrauch hängt davon ab, was gelagert wird und welche Temperatur jeweils gefordert ist. Die Anpassung erfolgt bedarfsgerecht. Und noch ein weiterer Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit: Die Luftkühler in den Hallen werden mit der Abwärme der Kältemaschinen abgetaut.
Zehn Standorte mit ZNU-Zertifikat
Bereits zehn Standorte der Nagel-Group sind ZNU-zertifiziert. Bochum seit 2022. Den Standard definiert hat das Zentrum für Nachhaltige Unternehmensführung (ZNU) der Universität Witten/Herdecke. Das Zertifikat dokumentiert, dass ein Standort das ganzheitliche Managementsystem „Nachhaltiger Wirtschaften“ implementiert hat und sich bei seinen wesentlichen Nachhaltigkeitsthemen messbar weiterentwickelt.
„Ganzheitlich“ schließt auch die Biodiversität ein. Das bestätigt ein Blick ins Freie. Auf dem Firmengelände praktizieren 40.000 Bienen ihre eigene Art von „Sammelverkehren“ und stellen im Stock fleißig Nektar zu. Die Resultate der ökologischen Honigfabrik können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erwerben. Der Erlös erfüllt jedes Mal einen guten Zweck in der Region, etwa in Form eines Spendenschecks für die Behindertenwerkstatt der Diakonie oder das Kinderhospiz. Der Bienenstock steht seit 2021 auf der blühenden Wiese. Damit Gräser, Blumen und Kräuter nicht zu üppig in die Höhe sprießen, sind „autonome Rasenmäher“ unterwegs. Nicht etwa sture Roboter, sondern friedliebende Schafe. Auch das ist nachhaltig.