Vom Supermarktregal zur CO₂-Bilanz: Nagel-Group und Shipzero schaffen Emissionstransparenz in der Food-Logistik

In Kooperation mit der Emissionsdatenplattform Shipzero schafft die Nagel-Group CO₂-Transparenz in ihrem Transportnetzwerk und unternimmt erste Schritte zur Dekarbonisierung ihrer Lieferkette. Shipzero-Gründer Mirko Schedlbauer stellt die Zusammenarbeit vor.

In der Welt der Lebensmittellogistik stehen Transportdienstleister vor einem ständigen Balanceakt zwischen Qualitätssicherung und Effizienzoptimierung. Täglich wird eine Vielzahl verderblicher Güter sicher und frisch zu ihrem Bestimmungsort transportiert. Die Nagel-Group, einer der führenden Akteure in diesem Sektor, hat sich diesem komplexen Spiel mit Hingabe verschrieben. Mit ihrem Fokus auf Frische- und Tiefkühllogistik bedient sie Kunden europaweit in über 30 Ländern und gewährleistet dabei die ununterbrochene Kühlkette vom Produzenten bis zum Verbraucher. „Wir transportieren alles, was man im Supermarkt findet, in jeglichen Temperaturklassen“, erklärt Christian Bleiker, Executive Director Legal & Governance bei der Nagel-Group, in dessen Verantwortungsbereich das Thema Nachhaltigkeit liegt. „Wir lagern, konfektionieren, kommissionieren, transportieren und schlagen die Produkte unserer Kunden um. Von Käse aus dem Allgäu über Fleisch- und Wurstwaren bis hin zu Tiefkühlpizza und Schokolade.“

Die Nagel-Group will grüner werden und die Transparenz über die eigenen Emissionswerte ist ein zentraler erster Schritt dahin.

Die Nagel-Group will grüner werden und die Transparenz über die eigenen Emissionswerte ist ein zentraler erster Schritt dahin.

Steigende Kundenanforderungen durch CSRD

Inmitten komplexer Transportbedingungen steht jedoch eine neue Herausforderung im Vordergrund: die Transparenz über die eigenen Emissionswerte sowie die Reduktion des ökologischen Fußabdrucks. Kein leichtes Unterfangen für die Nagel-Group, angesichts eines hohen Transportvolumens, zeitkritischen Lieferketten und der unverzichtbaren Einhaltung der Kühlkette. Doch die Anforderungen nach belastbaren Emissionsdaten steigen durch die zunehmenden Berichtspflichten wie der CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive). Bleiker bestätigt: „Wir erhalten vermehrt Anfragen von unseren Kunden, die Emissionsdaten zu ihren Transporten einfordern oder ganz gezielt erfragen, was die Nagel-Group bereits zur Vermeidung von Emissionen unternimmt.“ Dabei setzt der Lebensmittellogistiker auf Unterstützung und arbeitet seit 2021 eng mit der Emissionsdatenplattform Shipzero zusammen, um Emissionswerte zu erfassen sowie ihren Kunden Emissionsberichte zur Verfügung zu stellen. Das Sustainability Team von Christian Bleiker war bereits vor der Einführung von Shipzero fachkundig.

Bleiker erinnert sich: „Wir hatten uns zunächst gegen ein Tool entschieden und eine Excel-basierte Eigenlösung gebaut. Wir mussten aber nach einer gewissen Zeit anerkennen, dass wir eine professionellere und automatisierte Lösung benötigen, um den steigenden Kundenanforderungen gerecht zu werden. Mittlerweile arbeiten wir seit über drei Jahren mit Shipzero zusammen und es ist vom ersten Gedanken bis zur heutigen Lösung einiges passiert. Die Zusammenarbeit bauen wir sukzessive weiter aus, damit unser Reporting stetig genauer wird und immer besser die Realität abbildet.“

Datenmanagement – die Zusammenarbeit mit Shipzero

Zu Beginn der Zusammenarbeit bestand die Herausforderung darin, die Vielzahl von Daten aus den verschiedenen Quellsystemen der Nagel-Group in die Shipzero Datenplattform zu integrieren. Dies erwies sich als besonders anspruchsvoll, da das Transportmanagementsystem dezentral strukturiert ist. Somit erfolgte zunächst eine Analysephase, um zu ermitteln, aus welchen Systemen die Daten in welcher Qualität übertragen werden können. Dabei musste bedacht werden, dass auch nach Abschluss einer Sendung weiterführende Prozesse stattfinden können, die sich auf die Sendungsinformationen und somit auf die Emissionsberechnung auswirken können. Bis heute erfolgt nach jeder neuen Datenübertragung eine granulare Qualitätsprüfung seitens Shipzero, um mögliche Lücken und Inkonsistenzen zu identifizieren. Manuelle Eingabefehler können so rechtzeitig korrigiert werden, was zu einer stetigen Verbesserung der Datenbasis für die Emissionsberechnung führt.

Mit Primärdaten näher an der Realität

Die Nagel-Group hat ambitionierte Ziele, denn sie plant 40 Prozent ihrer Emissionen bis 2030 zu reduzieren. Daher werden aktiv weitere Projekte mit dem Hamburger Team von Shipzero vorangetrieben. Kürzlich wurde die eigene Flotte erfolgreich an die Datenplattform angebunden. Dies ermöglicht eine Emissionsberechnung auf Basis von primären Verbrauchsdaten aus dem Telematiksystem und somit eine noch genauere Erfassung der Emissionswerte. Zudem wurden weitere Landesgesellschaften wie Nagel-Danmark und das grüne Startup Leafr in die Partnerschaft einbezogen. Damit werden nun sämtliche Transport- und Logistikemissionen der Nagel-Group über die Datenplattform Shipzero abgebildet. Dabei gewinnt der Fokus auf primäre Verbrauchsdaten zunehmend an Bedeutung.
„Die großen Treiber bei der Emissionsberechnung im Transport sind die Fahrzeugverbräuche und die Auslastung. In beiden Bereichen unternehmen wir hohe Anstrengungen und Optimierungen. Zum Beispiel schulen unsere Fahrer- und Fuhrparkbetreuer unsere Kraftfahrer hinsichtlich verbrauchsoptimierter Fahrweise und erzielen schon sehr gute Ergebnisse. Wenn man allerdings bei der Emissionsermittlung immer nur auf normierte Verbrauchswerte zurückgreift, sieht man keine Verbesserungen. Um aber sagen zu können, was auf der ganz konkreten Tour von A nach B verbraucht und somit real an Emissionen emittiert wurde, ist die Nutzung von Primärdaten unerlässlich. Erst dann sehe ich den Erfolg unserer Maßnahmen. Primärdaten sind daher der einzige Weg, um Verbesserungen konkret sichtbar zu machen“, so Bleiker.
Aktuell wird das Thema Primärdatenintegration auf die Transportunternehmer ausgeweitet. Die Telematikdaten der Dienstleister werden sukzessive in die Datenplattform angebunden. Shipzero agiert bei diesem Prozess als neutraler Datenpartner, der die Datenhoheit der Transportdienstleister schützt und der Nagel-Group lediglich die Emissionswerte zur vollständigen Emissionstransparenz von Transportrouten zur Verfügung stellt.

Zu den Maßnahmen der Nagel-Group für die Dekarbonisierung der Lieferkette zählen auch erste Elektro-LKW im Fuhrpark.

Zu den Maßnahmen der Nagel-Group für die Dekarbonisierung der Lieferkette zählen auch erste Elektro-LKW im Fuhrpark.

Konkrete Schritte zur Dekarbonisierung

Die Nagel-Group setzt nicht nur auf Transparenz bezüglich ihrer Emissionswerte, sondern geht bereits erste Schritte zur Dekarbonisierung ihrer Lieferkette. Während die Emissionsberechnung mit Hilfe von Shipzero die Basis legt, sollen Reduktionsmaßnahmen zukünftig über die Plattform datenbasiert identifiziert und ihre Effekte sichtbar gemacht werden. Der Logistiker hatte bereits früh LNG-Fahrzeuge im Einsatz und erweitert nun kontinuierlich seine Aktivitäten im Bereich Elektrifizierung. Dabei entstehen auch partnerschaftliche Projekte gemeinsam mit Kunden, beispielsweise die Elektrifizierung des Pendelverkehrs zwischen einem Schokoladenhersteller in Süddeutschland und der Nagel-Group Niederlassung in Reichenbach. Dies hatte zunächst als Pilotprojekt mit zwei Sattelzugmaschinen angefangen, um ein erstes Gefühl für die Technik, das Laden und generell zur Verlässlichkeit der „neuen“ Fahrzeugtechnik zu bekommen. Der Test war erfolgreich und das Wissen kann nun für die Elektrifizierung erster Linienverkehre genutzt werden.
Darüber hinaus erstrecken sich die Bemühungen auch auf andere Bereiche wie Leerkilometervermeidung, Laderaumoptimierung und verbrauchsoptimiertes Fahrverhalten. Aber auch künftige Szenarioanalysen werden eine wichtige Rolle spielen, bei denen Shipzero mit Datenexpertise unterstützt. Aktuell wird ein Fall bearbeitet, bei dem ein Kunde der Nagel-Group über verschiedene Szenarien bei der Auswahl eines neuen Lagerstandorts nachdenkt. Auf diese Weise lassen sich bereits im Vorfeld potenzielle Emissionen in Verbindung mit neuen Standorten gut prognostizieren.

Das Dashboard der Shipzero Datenplattform gibt einen Überblick über die CO2-Emissionen eines Unternehmens.

Das Dashboard der Shipzero Datenplattform gibt einen Überblick über die CO2-Emissionen eines Unternehmens.

Gemeinsam zu einer emissionsarmen Food-Logistik

Die Zusammenarbeit zwischen der Nagel-Group und Shipzero ebnet den Weg zu einer transparenten und nachhaltigen Lebensmittellogistik. Die Nutzung von Shipzero hat für den Logistiker bereits viele Vorteile erwirkt: Kundenberichte werden schnell und automatisiert bereitgestellt und die Emissionsberechnung entspricht geltenden Standards wie der Iso 14083. Auch der Netzwerkeffekt ist nicht zu unterschätzen: „Wir stellen fest, dass mehr und mehr unserer Kunden ebenfalls auf der Suche nach einem Tool zur Emissionsberechnung sind. Dabei arbeiten die ersten Kunden bereits mit Shipzero zusammen, wodurch auch eine partnerschaftliche Verlinkung im Bereich Emissionen entsteht“, betont Bleiker. Das große Ziel der Dekarbonisierung ist zweifellos eine gewaltige Herausforderung für Logistiker mit komplexen Lieferstrukturen. Es erfordert ein Umdenken in der gesamten Unternehmenskultur und bedeutet oft vielfältige Veränderungen in den betrieblichen Abläufen.

Doch wie sagt man so schön: Jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt, in diesem Fall mit der Datenerfassung. Denn nur wer seine Emissionen genau misst, kann langfristig sinnvolle Reduktionsmaßnahmen identifizieren, implementieren und ihre Effekte nachweisen. Mit einem klaren Blick auf Transparenz und Effizienz setzt die Nagel-Group gemeinsam mit Shipzero und ihren Transportpartnern wichtige Meilensteine in der Lebensmittellogistik und stellt sich aktiv den Herausforderungen zur Messung und Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks.

Der Artikel „Vom Supermarktregal zur CO₂-Bilanz“ wurde von Mirko Schedlbauer, Shipzero-Gründer, geschrieben und erstmals am 30.05.2024 online auf www.frischelogistik.com veröffentlicht. Hier geht`s zum Artikel!

 

Über Shipzero

Shipzero ist die Datenplattform für eine effektive Emissionserfassung und Reduzierung im globalen Güterverkehr. Verlader, Logistikdienstleister und Spediteure können mit ihrer Hilfe Transportemissionen managen und ihren Weg zu Netto-Null-Emissionen ebnen. Das Team vereint Experten aus den Bereichen Datenmanagement, Logistik und Nachhaltigkeit. Ihre Emissionsdatenplattform wächst stetig und erfasst bereits über 80 Millionen Transporte in mehr als 100 Ländern.

Über den Autor

Mirko Schedlbauer ist seit 2018 Mitgründer und Geschäftsführer von Shipzero. Zuvor war er als Berater in den Bereichen Daten- und Business Intelligence tätig und sammelte Erfahrungen in zahlreichen Logistikunternehmen sowie deren Datenlandschaften. Bereits während seines Masterstudiums in Nachhaltigkeit und Innovationsmanagement hat sich Schedlbauer für den Klimaschutz in Kombination mit nachhaltigem Wirtschaften eingesetzt. Er ist Mitgründer der Nonprofit-Initiative Global Shapers Hamburg, einer Unterorganisation des World Economic Forum.